- 63 % der Kommunikator:innen haben DEI Beauftragte, die Umsetzung der Konzepte ist aber noch ausbaufähig
- Acht von zehn Befragten haben Diskriminierung in der heimischen Kommunikations-branche (mit-)erlebt
- Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer:innen bemerkten keine Konsequenzen für die Täter:innen
- 76 % der befragten Kommunikator:innen gendern einheitlich schriftlich, sprachlich sind es nur 50 %
- Dreiviertel der Befragten empfindet, dass die Branche ein Sexismusproblem oder zum Teil hat
Wien, am 25. Oktober 2023 – Diversity, Equity & Inclusion (DEI) hält in der Kommunikationsbranche Einzug. Knapp zwei Drittel (63 %) geben an, eine:n interne:n Diversitybeauftragte:n zu haben.
Besonders erfreulich: In 73 % der Fälle ist diese Zuständigkeit im Management angesiedelt und kann somit direkt auf das Geschäft positiv einwirken. Allerdings gibt es in vielen Bereichen noch Aufholbedarf.
So fühlen sich nur etwa 40 % der Kommunikator:innen über die DEI-Strategie ihrer Organisation informiert. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse des DEI Stimmungsbarometers, einer Online-Umfrage unter 208 heimischen Kommunikator:innen, in Auftrag gegeben vom PRVA in Kooperation mit »OBSERVER« Brand Intelligence und Ketchum Austria.
„Diese Umfrage innerhalb der Branche ist für uns ein wichtiger erster Schritt, um zum Thema Diversity Management aktiv zu werden. Nur auf Basis von Daten sehen wir, worin die größten Herausforderungen derzeit liegen und an welchen Stellen Lösungen benötigt werden. Wir müssen als Branche einen Raum schaffen, in dem Diskriminierung keinen Platz hat. Dafür braucht es uns alle“, so Ingrid Gogl, PRVA Präsidentin.
Erfahrungen mit Diskriminierung sind häufig, Konsequenzen für Täter:innen eher selten
Laut der Umfrage empfinden 38 % der Befragten Sexismus als ein bestehendes Problem und 37 % als teilweises Problem in der Branche. 42 % haben in den letzten zehn Jahren sexuelle Belästigung selbst erlebt oder bei Kolleg:innen miterlebt.
22 % gaben dabei an, dass ihnen eine Person schon einmal zu nahe getreten ist. 5 % haben bereits körperliche Belästigung erlebt. Auch Rassismus (10 %) und Homophobie (7 %) sind Themen, die einige Kommunikator:innen bereits erfahren haben.
Die wichtige Frage, ob es Konsequenzen für die beteiligten Personen gegeben hat, beantworten 59 % der Teilnehmer:innen mit „Nein, nicht dass ich wüsste“. In 15 % der Fälle gab es ein klärendes Gespräch aber keine Veränderung.
Häufig hat sich der Vorfall auf die diskriminierte Person ausgewirkt, indem sie selbst gekündigt wurde (5 %) oder selbst gekündigt hat (3 %). In nur 1 % der Fälle ist die beschuldigte Person gekündigt worden.
„Die Umfrage zeigt, dass Diskriminierung in unserer Branche kein Einzelfall ist. Von Machtmissbrauch können alle Hierarchiestufen betroffen sein, außer die, die ganz oben stehen. Umso wichtiger ist es als Führungskraft reflektiert und solidarisch zu sein. Jeder Vorwurf von Diskriminierung muss ernst genommen, untersucht und mit Konsequenzen sanktioniert werden. Ich will mit der Branche und deren Führungskräften einen Raum schaffen, in dem Diskriminierung keinen Platz hat“, so Manisha Joshi, Business Director und Head of DEI bei Ketchum.
Gendergerechte Sprache ist noch keine Norm
Die Umfrage zeigt außerdem, dass zwar bereits 76 % der Unternehmen in der Schrift einheitlich mit Doppelpunkt oder Sternchen gendern, aber gerade in der verbalen Kommunikation noch Luft nach oben ist.
Nur die Hälfte (50 %) gibt an, auch in der verbalen Kommunikation gendergerechte Sprache zu verwenden. Die Ergebnisse geben Anlass zur Überlegung, wie die PR-Branche ein Arbeitsumfeld schaffen kann, das von Respekt und Gleichberechtigung geprägt ist.
„Gerade wir als Kommunikator:innen müssen bei einer gendergerechten Sprache Vorreiter:innen sein. Sprache schafft Bewusstsein und daher gilt es Frauen in unserer Sprache aktiv Raum zu geben. Es freut mich, dass wir unsere Idee vom Anfang dieses Jahres umsetzen konnten und jetzt ein aktuelles Stimmungsbild zum Thema DEI erhalten haben. Wir unterstützen gerne alle weiteren Schritte, um Diversität, Gleichstellung & Inklusion als selbstverständliche Parameter zu platzieren“, so Stephan Ifkovits, Head of Communications und DEI-Beauftragter bei »OBSERVER« Brand Intelligence.
Kommunikationsexpert:innen diskutieren Ergebnisse
Die Ergebnisse wurden im Rahmen des PRVA DEI Wake-Up-Brunchs vorgestellt und mit hochkarätigen Kommunikator:innen diskutiert, darunter Verena Binder-Krieglstein, Head of Employee Experience / A1 Telekom Austria AG; Manisha Joshi, Business Director & Head of Diversity, Equity & Inclusion / Ketchum Austria; Lisa Kulmer, Anwältin und Expertin für Arbeitsrecht / DORDA Rechtsanwälte; Herrmann Sporrer, Co-Founder / Sheconomy & WEconomy; Irmgard Wetzstein, Academic Director Management & Digital Business / FH St. Pölten. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Ingrid Gogl, PRVA Präsidentin.
Taten statt Worte
Der PRVA legt großen Wert auf ein faires und gleichberechtigtes Arbeitsumfeld in der Branche. Deshalb bringt Vorstandsmitglied Elisabeth Dal-Bianco ab sofort verstärkt ihre Expertise zum Thema Diversity, Equity & Inclusion ein und fungiert als erste Anlaufstelle im Verband.
„Wir setzen uns für eine diskriminierungsfreie Kommunikationsbranche ein, wollen Bewusstsein für das Thema schärfen, den konstruktiven Dialog fördern und Best Practices vor den Vorhang holen. Darüber hinaus haben wir Maßnahmen wie die Überarbeitung des PRVA Ehrenkodex und einen PR-Radar geplant“, ergänzt Ingrid Gogl, PRVA Präsidentin.
Über den DEI Stimmungsbarometer
Die Umfrage wurde unter 208 PRVA-Mitglieder und darüber hinaus in Kommunikationsagenturen und Kommunikationsabteilungen in Unternehmen durchgeführt. Sie liefert u. a. aktuelle Erkenntnisse in der Frage, wie weit die österreichische Kommunikationsbranche im Bereich Diskriminierung ist. Die Teilnehmer:innen sind zu 75 Prozent weiblich, 23 Prozent männlich und zwei Prozent divers. Der Großteil arbeitet in Kommunikationsagenturen (47 Prozent) und in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter:innen (15 Prozent).
Die Online-Umfrage ist
hier abrufbar.