Arielle: Opfer von Hass im Netz Um den Hass im Netz einzudämmen, löscht Twitter seit Mittwoch (10. Juli 2019) – auch rückwirkend – Beiträge, die mit einer „entmenschlichenden Sprache“ gegen religiöse Gruppen vorgehen. Doch wie steht es um Hasspostings gegen nicht-religiöse Gruppen oder Einzelpersonen?   Der letzte Hass-Ausbruch ist höchst aktuell und trifft eine 18-jährige Teenagerin. Halle Bailey wurde als Hauptdarstellerin für die Neuverfilmung von „Arielle, die kleine Meerjungfrau“ auserkoren. Diese Nachricht löste einen medialen Shitstorm aus. Grund ist die Hautfarbe der jungen Dame. Die kleine Meerjungfrau wurde 1989 für den Zeichentrickfilm weißhäutig gezeichnet. Dass 20 Jahre später Diversität in Hollywood gelebt wird, konnten knapp 10.000 Arielle-Liebhaber*innen nicht nachvollziehen. Das Sentiment stürzte nach der Bekanntmachung rapide ins Negative. Das Internet reagierte jedoch prompt auf die Situation und postete Fanart, bewundernde Worte für und über Halle Bailey, sowie Gegenbeschimpfungen an die Hater. Insgesamt konnte das Thema 265.500 Menschen zu einem aktiven Auftreten im Netz animieren. 349.500 Mal wurde das Thema aufgegriffen, es entstand ein Engagement von 5,9 Mio. und das Sentiment wechselte im Laufe des Julis wieder ins Positive.   Solche Beispiele finden sich täglich in den sozialen Netzwerken. »OBSERVER« nahm sich eine der am häufigsten verwendeten Hass-Phrasen, „I hate you“*, vor und untersuchte ihre mediale Präsenz.   Die Resultate lassen den Schluss zu, dass Twitter das Nr.1-Medium für Hater ist. 95,6% aller „I hate you“ wurden auf dieser Plattform verfasst. In absoluten Zahlen heißt das, dass 401.800 Twitter-User seit Anfang 2019 4,2 Mio. Mal „I hate you“, „Ich hasse dich“ etc.  geschrieben haben. Diese lösten wiederum ein Engagement von 7,6 Mio. aus bei einer potentiellen Reichweite von 1,9 Mrd. Leser*innen. Das Sentiment war selbsterklärend höchst negativ. Die große Mehrheit der Hass-Autor*innen stammte mit 45,6% aus den USA.   Im Hinblick auf diese Zahlen scheint das Vorgehen von Twitter und sein Bemühen um Regulierungen mehr als verständlich zu sein. Dennoch steht das Medium deshalb auch in der Kritik. User werfen Twitter Zensur und die Behinderung der Meinungsfreiheit vor. Man darf also gespannt sein, wie sich diese Problematik weiter entwickelt.     *Das Social Listening-Tool übersetzt den Ausdruck in alle Hauptsprachen.