Österreichs Corona-Export Die weltweite Berichterstattung zur COVID-19-Krise bringt Österreich als Exportland des Coronavirus in die Schlagzeilen. Um die regionale Verbreitung dieser Aussage zu untersuchen, startete »OBSERVER« eine 30-tägige weltweite Web-Beobachtung (Zeitraum: 23.02.2020 - 23.03.2020). Die Ergebnisse einer "Share of Countries"-Grafik zeigen, dass der Großteil der Berichte über Österreich als Corona-Exportland aus Deutschland (37,1%) kommen. Den zweiten Platz belegt Polen mit 15%. Dort wurde am 19. März der Fall eines Gynäkologen debattiert, der als COVID-19-Patient aus einem österreichischen Krankenhaus in die Heimat reisen durfte. Nach seiner Rückkehr in Polen wurde er jedoch nicht unter Quarantäne gestellt und infizierte in der Folge weitere Personen. Bei den nordamerikanischen Online-Medien berichten 13,5% über Ischgl im Zuammenhang mit dem Virus und über einen Ukrainer, der in den USA positv auf COVID-19 getestet wurde und zuvor in Österreich war. In Italien schreiben 10,4% der Web-Medien über einen Patienten österreichischer Herkunft, der in Genua landete und anschließend positiv auf COVID-19 getestet wurde. Österreichische Online-Medien berichten mit 12,1% über Fälle, die sich außerhalb der Grenzen zutragen und ihren Ursprung in Österreich haben. Vor allem deutschsprachige Medien (38,2%) beziehen sich in ihren Berichten über Österreich als Corona-Exportland auf Erkrankungen in Norwegen. Der Grund dafür ist, dass in dem skandinavischen Land knapp 500 aller COVID-19-Fälle auf Urlaube in Österreich zurückzuführen sind. Interessanterweise thematisieren norwegische Online-Medien selber diesen Umstand weniger häufig. Um die These, Österreich sei ein Corona-Exportland, zu belegen, wird auch der Skitourismus in Österreich als Grund herangezogen. So berichtet etwa der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn, dass das Virus sich aus den Skigebieten heraus in der ganzen Welt verbreitet hat. Besonders Tirol wird als Skitourismus-Region hervorgehoben und daraufhin zum Risikogebiet erklärt. Die Online-Medien-Analyse des »OBSERVER« bringt jedoch auch zum Vorschein, dass die Infektionswege mitunter wesentlich komplexer beschrieben werden. So wird etwa von Infizierten berichtet, die aus Tirol in ihr Heimatland zurückgekehrt sind, sich aber zuvor in einem anderen Land angesteckt haben. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass das Virus aus jedem Land in jedes Land getragen werden kann. China meldet mittlerweile keine Neuinfektionen mehr, sondern "nur" noch importierte Fälle. Das bedeutet, dass Reisende bzw. Touristen prinzipiell eine besondere Gefahrenquelle darstellen. In über 50 Ländern wird in dem beobachteten Zeitraum über Touristen in Zusammenhang mit COVID-19 berichtet. Besonders in den USA und Indien beinhalten 42,8% der Online-Artikel dieses Thema. Vergleicht man die beiden medialen Schwerpunkt-Themen "Österreich als Corona-Quelle" und "Touristen als Corona-Quelle" miteinander, so fällt folgende Besonderheit auf: Obwohl es in den letzten 30 Tagen weitaus mehr Online-Beiträge zur Touristen-Debatte (4.700) als zur Österreich-Debatte (170) gab, erzielte letztere ein deutlich höheres Engagement: So entstanden zu den Infektionen aus Österreich 26.000 Interaktionen (in Form von Likes, Shares, Kommentaren), zur Gefahr durch Touristen „nur“ ein Engagement von 13.000. Ein abschließender Blick auf die Tonalität der Online-Medien ergibt, dass das Sentiment zum Thema "Österreich und Corona" - trotz der hohen Engagement-Rate - ausgeglichener ausfällt als zum Thema "Tourist und Corona": 12% negativen, 79% neutralen, und 9% positiven Berichten zu "Österreich und Corona" stehen 27% negative, 70% neutrale und 3% positive Beiträge zum Thema "Tourist und Corona" gegenüber. Für die Sentiment-Bestimmung wurden die österreichischen Medien exkludiert, um das Bild nicht zu entschärfen. »OBSERVER« stellt Ihnen auf Nachfrage gerne weitere Details zur Verfügung.